Möchten Sie noch einmal 20 sein?

Frauen aus Ost und West geben Auskunft zu ihrer Befindlichkeit

Unter diesem Titel erschien 1999 die erste kleine Publikation aus dem Netzwerk älterer Frauen in Leipzig.

Die Mitgliederversammlung des in Münster gegründeten Nationalen Netzwerks älterer Frauen e.V. (Näf) hatte sich dafür entschieden, dass künftig der Vorsitz des Näf auch von der Vorsitzenden des Sächsischen Netzwerks wahrgenommen werden sollte, weil der Verein in Leipzig schon erste Strukturen für diese Aufgabe entwickelt hatte.

Das Jahr 1999 war vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Internationalen Jahr der Senioren deklariert worden. Und gleich fühlte sich die in Bonn ansässige Deutsche Gesellschaft e.V. verpflichtet, etwas in dieser Sache zu tun, und lud die neue Vorsitzende aus Leipzig ein, einen Vortrag über die Befindlichkeiten der älteren Frauen in Ost und West zu halten. Dazu sah sie sich, eine gebürtige Frau aus dem Osten, nicht in der Lage.

Sollten wir eine Bankrotterklärung abgeben? Zumal wir erfuhren, dass sich in diesem Verein vor allem ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Diplomatischen Dienst der Bundesrepublik zusammengefunden hatten.

Wir entschlossen uns kurzfristig zu einer Umfrage bei den bisher agierenden älteren Frauen des Netzwerks und bei interessierten Freundinnen, die dieser Sache nahestanden. Wir stellten einem solchen sehr gemischten Kreis von Frauen aus Ost und West drei Fragen, in der Hoffnung etwas über ihre Befindlichkeit zu erfahren:

  1. Möchten Sie noch einmal 20 sein?
  2. Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch einmal auf die Welt kämen?
  3. Welche Wünsche haben Sie an das 3. Jahrtausend?

Es wurden Frauen der Jahrgänge 1914 bis 1944 befragt.

Natürlich kann das Ergebnis der Umfrage wissenschaftlich nicht relevant sein, dafür waren es mit 21 Frauen viel zu wenig Befragte. Aber unterschiedliche Meinungen zu einigen Fragen – nach West und Ost geordnet – waren durchaus zu erkennen.

Überraschend für den fragenden Vorstand war, wie schnell und wie ausführlich darauf geantwortet wurde. Von einigen Befragten hatten wir die ersten Antworten schon nach wenigen Tagen. Bei vielen spürte man, dass es die Frauen drängte, über solche Themen miteinander ins Gespräch zu kommen.

Und was wir vor allen Dingen feststellen konnten, so groß waren die Unterschiede bei den Befindlichkeiten auch wieder nicht.

Verständlich, dass die Vorsitzende aus dem umfangreichen Material nur einige Details und Tendenzen in ihrem Vortrag zur Sprache bringen konnte, was doch mit einigen Interesse aufgenommen wurde. Aber nun war das Interesse an Thema und Material geweckt.

Es meldeten sich Frauen, die an der Befragung teilgenommen hatten, aber auch Frauen, die von dieser Umfrage gehört hatten, um etwas über die Inhalte zu erfahren. So entschloss sich der Vorstand zur Veröffentlichung des Materials.

Da die Vorsitzende beider Netzwerke auch über einen Hochschulabschluss im Fach Soziologie an der Universität Leipzig verfügte, war sie ebenfalls bereit, darüber in unterschiedlichen Kreisen Auskunft zu geben.

Im Vorfeld der Befragung hatten uns immer wieder die mahnenden Hinweise einiger in der Arbeit mit älteren Menschen erfahrene Senioren erreicht, die vor einer solchen Befragung warnten und meinten, es würde doch nur ein Gejammer der älteren Frauen über ihre geringen Renten das Fazit sein. Aber obwohl uns bekannt war, dass unter den Befragten sowohl in West als auch in Ost tatsächlich eine Anzahl mit einer relativ geringen Rente war, hat nicht eine Einzige darüber geklagt bzw. mehr Rente gefordert, was ja im Rahmen der Frage 3 durchaus möglich gewesen wäre. In dieser Frage gab es dagegen eine überwältigende Übereinstimmung der Frauen aus Ost oder West, die sich gegen die Beteiligung an Kriegen und für die Sicherung des Weltfriedens aussprachen.